Kick'n Talk
Portugal / Deutschland
Society on Stage / History on Stage / Identity on Stage
Regie & Text
Isabel Costa / schaefer||scherpinski / Julian Mahid Carly
Sprache
Deutsch / Englisch mit Live-Übersetzung
Dauer
90 min
Ein Kunstwerk als Aufschlag und danach eine kleine Runde von Gästen zum Gespräch, so sieht das diesjährige Diskussionsformat von Fast Forward aus. Die Frage, wie und warum sich Künstler*innen mit gesellschaftlich relevanten Themen beschäftigen und mit welchem möglichen 'Mehrwert' sie das gerade in der Kunst tun, ist für eine Tradition, die so gern einen Unterschied zwischen „U“ wie Unterhaltung und „E“ wie Ernst macht, gelegentlich gewöhnungsbedürftig. Andererseits ist angefangen von den Höhlenzeichnungen unserer Vorfahren bis heute das Nachdenken darüber, was wir denn so treiben auf diesem Planeten, doch gar keine so schlechte Praxis. Drei Künstler*innen samt Gesprächspartner*innen gehen für Sie miteinander lustvoll ins Gesprächs-Match. Wenn Sie sich an der Diskussion beteiligen möchten, tippen Sie Ihre Fragen oder Anmerkungen einfach in den Festival-Chat und wir speisen Sie dann nach Möglichkeit ins Gespräch ein.
12. November 2021 / 11:00 SOCIETY ON STAGE: MARATONA DE MANIFESTOS / MARATHON OF MANIFESTOS / MARATHON DER MANIFESTE / Portugal
13. November 2021 / 11:00 HISTORY ON STAGE: FALLSUCHT / Deutschland
14. November 2021 / 11:00 IDENTITY ON STAGE: WEISSABGLEICH / Deutschland
SOCIETY ON STAGE: MARATONA DE MANIFESTOS (Marathon der Manifeste) / von Isabel Costa
MIT: Isabel Costa / Florian Borchmeyer / Ewan McLaren
Seit 2017 arbeitet die portugiesische Schauspielerin und Theatermacherin Isabel Costa, *1992, in verschiedenen Konstellationen und für verschiedene Orte an einem MARATHON DER MANIFESTE. Inspiriert vom gleichnamigen Projekt Hans Ulrich Obrists mit internationalen Künstler*innen für die Serpentine Galerien in London 2008, lässt Costa Schauspieler*innen an verschiedenen Orten aus Manifesten rezitieren, die nach 2000 geschrieben wurden. Das Publikum bekommt einen Stadtplan an die Hand und kann die Orte und Texte seiner Wahl selbst ansteuern. In der Inszenierung arbeitet Costa mit ihrem Ensemble dem klassischen Verständnis politischer Rhetorik entgegen. Die Aufführung soll Worte des Bewusstseins vermitteln, Botschaften der Hoffnung und/oder der Klage, weltlich, gegenwärtig. Im Rahmen des Festivals FITEI im Mai 2021 in Porto, Portugal, zeigte Costa neben den Aufführungen vor Ort auch eine Filmversion dieser Arbeit. Mit ihr wird sie das Projekt online vorstellen und anschließend diskutieren mit dem Dramaturgen, Kurator, Filmemacher und Literaturkritiker Florian Borchmeyer und einem weiteren Gast, den wir demnächst an dieser Stelle ankündigen werden.
HISTORY ON STAGE: FALLSUCHT / von schaefer||scherpinski
MIT: schäfer||scherpinski / Fides Raffel / Meret Kündig / Anna Siemens
In der autobiografischen Performance Fallsucht erzählt Lara Scherpinski von einer Krankheit, die von der Aura des Geheimnisvollen umgeben ist: Epilepsie. Heilig, prophetisch, sündig, unbändig, von Dämonen besessen. Der absolute Kontrollverlust im Denken, Fühlen und Erleben. Eine menschliche Urangst, materialisiert in einer Krankheit. Lara Scherpinski untersucht in Fallsucht ihren Körper auch als Archiv von Familien- und Kulturgeschichte, als Sammelbecken von Mythen und gesellschaftlichen Debatten um Normalität und Andersartigkeit. Die Inszenierung entstand als Kooperation der Cammerspiele Leipzig und der Akademie für Darstellende Kunst Baden-Württemberg, gefördert von der Kunststiftung Baden-Württemberg, der StiftungErlebnisKunst, Stadt Leipzig Kulturamt und der LEIPZIGSTIFTUNG. 2020 wurde eine filmische Adaption erarbeitet, welche in Kooperation mit der Landesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe Sachsen e.V. realisiert und durch die Techniker Krankenkasse gefördert wurde. Das Regie-Kollektiv Lara Scherpinski, *1990 und Annika Schäfer, *1991 und Dramaturgin Meret Kündig, *1987 sprechen über diese Arbeit mit der Sozialwissenschaftlerin und Beraterin für Inklusion und Disability Management Fides Raffel sowie Ärztin und Medizinhistorikerin Anna Siemens.
IDENTITY ON STAGE: WEISSABGLEICH / von Julian Mahid Carly
MIT: Julian Mahid Carly / Theresa Thomasberger / Hasnain Kazim / Charlotte Orti von Havranek
Im Sommer 2021 hat Julian Mahid Carly sein Studium der Theaterregie an der Akademie für darstellende Kunst in Ludwigsburg abgeschlossen. Carly wurde 1997 in Kassel geboren, hat einen B.A. in Literatur und Geschichte, schreibt Theaterstücke und Hörspiele. Seine Arbeiten kreisen immer um das Geschichten erzählen aus marginalisierten Perspektiven und innerhalb von queeren und postkolonialen Narrativen. 2019 drehte er als Regisseur und Protagonist einen Kurzfilm, der ein Experiment in Sachen extremer Anpassung darstellt: Deutschsein, Schönsein, Bleich-Cremes. Carly konfrontiert andere Menschen mit seinem Wunsch, weiß werden zu wollen: Seine Mutter ist schockiert. Ein rechtsextremer Aktivist redet viel, sagt aber wenig aus. Ein plastischer Chirurg erläutert die Möglichkeiten einer Laserbehandlung. Aber woher kommt der Wille zur Angleichung und wo führt er hin? Julian Mahid Carly reißt mit seinem Kurzfilm ein komplexes Thema auf ungewöhnliche Art und Weise an. Er nutzt die Mittel der Kunst um ebenso humorvoll wie provokant auf Problemstellungen aufmerksam zu machen, für deren Verständnis es mehr als simple Denkmuster braucht. Über seine Motive zu diesem Film und das dazugehörige Themenfeld wird Carly mit zwei Gästen sprechen, die wir in Kürze an dieser Stelle bekannt geben.
MARATONA DE MANIFESTOS / Marathon der Manifeste
Konzept & Textauswahl: Isabel Costa
Produktion: Os Possessos
Mit Catarina Rôlo Salgueiro, Dori Nigro, Filipa Matta, João Pedro Mamede, Leonor Buescu, Mia Tomé, Odete
FALLSUCHT
Konzept schaefer||scherpinski
Performance Lara Scherpinski Regie: Annika Schäfer
Dramaturgie Meret Kündig
Ausstattung Tom Schellmann / Musik Chiara Strickland / Assistenz Paula Korneck / Kamera Konstantin Pape / Ton- und Sounddesign Frank Schubert / Tonassistenz Marc Eberhardt / Montage Pablo Ben-Yakov / Aufnahmeleitung Joseph Cyril Stoisits
WEISSABGLEICH
Regie & Produktion Julian Mahid Carly
Bildgestaltung Markus Ott / Tongestaltung & Remix Jonas Kröhnert / Musik Dominik Matzka / Montage Maxie Borchert